Buddhistische Stadtpraxis: Ein Konzept für den Alltag

Das Stadtpraxiskonzept von Dr. Sylvia Kolk

© Pixabay
2. September 2014 von Conny Dollbaum-Paulsen

Profanes und Heiliges, Welt und Glaube, Alltag und Sonntag, Arbeit und Gebet sind scheinbar Gegensätze. Ist das noch zeitgemäß? Oder ist nicht unser Tägliches, der Alltag, unmittelbarer Ausdruck des Großen Ganzen? Und wenn ja: Wie kann das bewusst zusammen geführt werden, das Heilige und das Profane?
Versuch einer Annäherung mit den Organisator*innen der Buddhistischen Stadtpraxis nach Sylvia Kolk.

Die Zeiten, in denen Menschen mit Selbstverständlichkeit sonntags zur Kirche gingen, den Pfarrer ehrten und religiöse Feiertage als etwas Heiliges empfanden, sind nicht nur in der westlichen Welt lange vorbei. Die Sehnsucht aber, sich auf Transzendentes, über uns Hinausgehendes zu beziehen, der Wunsch nach gelebter Spiritualität ist aktueller denn je.

Wie können Menschen von heute, also beispielsweise eilige Städter, junge Eltern, hippe Yuppies, überforderte Manager*innen, gestresste Student*innen, nimmermüde Glückssucher*innen, ewig junge Senior*innen, denen Fernöstliches häufig vertrauter geworden ist als der sonntägliche Kirchgang, wie können sie Spiritualität in ihren Alltag integrieren? Sylvia Kolk (Hamburg), buddhistische Lehrerin in der Tradition der Ehrwürdigen Ayya Khema, hat mit der Entwicklung ihrer buddhistischen Stadtpraxis eine zeitgemäße Antwort auf diese Frage gefunden.

Die Zutaten der buddhistischen Stadtpraxis: Mensch nehme...
...ein engagiertes Begleitteam, eine feste Gruppe, einen Zeitrahmen von sechs Monaten, ein Thema von Gehalt und Belang, einen ritualisierten Ablauf, themenrelevante buddhistische Belehrungen und Übungen, Offenheit aller Beteiligten und die Bereitschaft zu täglicher Praxis.
Die Gruppe, die sich monatlich an einem Nachmittag/Abend und ein Mal im halben Jahr zu einem ganztägigen Achtsamkeitstag sowie zu einem Übungstag mit Sylvia Kolk trifft, beschäftigt sich während dieser Zeit mit einem alltagsrelevanten Thema, z. B. Achtsamkeit, schwierige Gefühle oder Alter, Krankheit [&] Tod. Die Themen werden von den AnleiterInnen vor dem Hintergrund buddhistischer Lehrreden aus dem Theravada, insbesondere aus der Lehrtätigkeit von Ayya Khema, beleuchtet und im Kontext der eigenen Erfahrung alltagstauglich interpretiert.

Die Teilnahmevoraussetzung ist leicht und schwer zugleich und erzählt viel über die Essenz der Stadtpraxis: Die Teilnehmer+*innen müssen neben der Offenheit für die Themen die Bereitschaft zum Meditieren mitbringen. Diese nicht ganz leichte Hürde zu meistern ist Anliegen der Gruppe und dem dort stattfindenden Austausch. Zusätzlich unterstützen sich die Teilnehmer*innen durch die Rolle der sogenannten "edlen Freund*in", mit der auch zwischen den Treffen Kontakt möglich ist.

Webtext original: Es werden grundlegende Methoden vermittelt, die sowohl zur Stressbewältigung im Alltag hilfreich sind als auch zu Klarheit und zum inneren Frieden führen. Die Nachmittage sind konzeptionell und methodisch eine Mischung aus 'Belehrung' (Vortrag), Austausch, gemeinsamer Meditation und Reflexion. Hinzu kommen Übungsaufgaben für den Alltag, die bei jedem Treffen mitgegeben und beim darauffolgenden Treffen besprochen werden.

Irene Below und Gabriele Sonnenberg organisieren und begleiten seit nunmehr 10 Jahren (Stand: 2020) das Stadtpraxisprojekt in Bielefeld. Im Gespräch zu den persönlichen Gründen, warum sie gerade diese Praxis für sich gewählt haben, bilden sich einige essentielle Themenfelder: Undogmatischer Pragmatismus, Vertrauen, Klarheit, Leichtigkeit.

Die Praxis sei humorvoll und leicht, sie sei besonders geeignet, das theoretisch bei den meisten Menschen vorhandene Wissen um eine rechte Lebensführung pragmatisch und undogmatisch in den Alltag zu überführen. Das gemeinsame Arbeiten an Themen wird von den beiden Frauen als aufbauend und unterstützend gerade auch in schwierigen Lebenslagen und Krisenzeiten empfunden, ein Zitat aus diesem Zusammenhang: "Ich weiß nicht, was ohne die Stadtpraxisgruppe aus mir geworden wäre...". Immer wieder erwähnt wird die ebenso starke wie freundliche Präsenz und die annehmende Großzügigkeit von Sylvia Kolk, die ihr Wissen, ihre Zeit und ihre vertrauensvolle Offenheit bei Bedarf zur Verfügung stellt.

Eine besondere Herausforderung ist für die beiden die Rolle, die sie im Rahmen der Stadtpraxis Bielefeld einnehmen, da sie selbst keine spirituellen Lehrer*innen sind. Auch aus diesem Grund leiten sie die Gruppe meist zu zweit, wechseln sich beim Vortrag ab und reflektieren ihr Rollenverständnis miteinander und in den regelmäßig mit Sylvia Kolk stattfindenden Supervisionen. Die Energie von freundlichem Wohlwollen, Unterstützung und Vertrauen schimmern im Gespräch immer wieder durch und sorgen dafür, dass die beschriebenen Inhalte im Gespräch nicht nur hör- sondern erlebbar werden.

Ganz offensichtlich handelt es sich bei der der buddhistischen Stadtpraxis um einen Weg, der gleichermaßen theoretisch fundiert wie praktisch erprobt ist. Hier kann ein Feld von Vertrauen auch und gerade in richtig schrägen Lebenslagen entstehen, hier geht es um echte Herzpräsenz und die Entwicklung eines wirklich freien Geistes - geboren aus und verbunden mit den absurden Schwierigkeiten und ungeahnten Schönheiten, die ein solcher Weg mit sich bringt.

Aktuell gibt es in Bielefeld zwei feste Gruppen. Sie sind zur Zeit ausgebucht, aber es gibt die Möglichkeit, sich auf die Warteliste setzen zu lassen.

Alle Infos hier:
Sylvia Kolk
Buddhistische Stadtpraxis

Kontaktdaten zu den Leiterinnen der Stadtpraxis Bielefeld:
Irene Below
E-Mail: mail@irenebelow.de
Telefon: 05203-884447

Gabriele Sonnenberg
E-Mail: mail@gabriele-sonnenberg.de
Telefon: 0521-171659

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